Wenns einfach so passiert

 


Wenns einfach so passiert

Im Durchschnitt unterzutauchen, das ist Beccas Plan, als sie mitten in der Oberstufe die Schule wechseln muss. Doch schon bald findet sie sich in der ›Daily Soap des Rathenburg-Gymnasiums‹ wieder.
Klar, dass dabei der attraktive Jay ihr Interesse weckt – schließlich stiehlt er jedem Mädchen das Herz. Aber auch der unauffällige Nick will ihr einfach nicht aus dem Kopf gehen.
Richtig kompliziert wird es allerdings erst durch eine folgenreiche Verwechslung. Und plötzlich schlägt Beccas Herz nicht länger für einen Jungen, sondern für ein Mädchen. Irritiert von ihren eigenen Gefühlen verschließt sie sich vor diesen und erklärt sie als schlichtweg nicht vorhanden.
Aber kann man es ignorieren, wenn Liebe einfach so passiert?

Genre: LGBT-Jugendroman
Seiten: 300
Coverdesign: M.D. Hirt
Lektorat: Tamara Leonhard
Korrektorat: Ingrid Fuchs

Die exklusive Buchbox und das Taschenbuch sind leider nicht mehr im Handel erhältlich, sondern nur noch auf Messen oder direkt über mich. Mehr Infos dazu HIER.

Leseprobe zu "Wenns einfach so passiert"

»Wo ist dein Spind?«, will sie als Nächstes wissen.
»Keine Ahnung«, gebe ich zu. »Ich habe ihn noch nicht gesucht. Es ist die Nummer D34.«
»Ahhh, die Deutschabteilung. Da hast du Glück, dass ein Spind passend zu deinem Leistungskurs frei war. Dann kannst du gleich mit mir kommen, meiner ist auch dort.« Zielstrebig wendet sie sich nach links und ich folge ihr.
Weit müssen wir nicht laufen, da sich unsere Spinde in der gleichen Etage befinden wie der Raum, in dem wir gerade Unterricht hatten.
Während Anne ihren bereits öffnet, gleiten meine Augen über die Beschriftungen der Türen, bis ich meine Nummer gefunden habe.
»Den kann man ja gar nicht abschließen«, stelle ich irritiert fest, als ich die Tür aufziehe.
Zu meinem Glück hat der Vorgänger ihn sauber hinterlassen. Keine Kaugummireste, keine bescheuerten Aufkleber an der Tür, kein vergammeltes Brötchen. Er mieft nicht mal sonderlich stark, hat also auch keinem Sportfreak gehört.
»Hat man dir nicht gesagt, dass du ein Schloss mitbringen sollst? Das kommt dann von außen in diese komische Metallöse«, ruft Anne mir zu.
»Nein, hat man nicht«, murmle ich und betrachte den Verschlussmechanismus. An meiner alten Schule mussten wir über ein Rädchen einen Zahlencode eingeben. Hier wird lediglich ein Vorhängeschloss angebracht – eins, das ich heute natürlich nicht bei mir habe.
Kurz hadere ich mit mir, ob ich überhaupt etwas hierlassen soll, wenn ich den Schrank nicht verriegeln kann. Letztendlich beschließe ich, dass ich das Risiko eingehe, und stopfe meine Jacke hinein, die ich bisher mit mir herumgeschleppt habe. Die wird bestimmt keiner klauen, oder? Falls doch, werde ich später ein echtes Problem haben. Es ist wirklich kalt draußen und …
»Hi«, reißt mich plötzlich eine fremde Stimme aus meinen Grübeleien.
Ein Junge mit kurzem, blondem Haar ist neben mir aufgetaucht und lehnt sich lässig gegen die Spindreihe. »Du bist die Neue, richtig? Spricht sich schnell rum so was. Ich bin Jakob. Aber alle nennen mich Jay.«
Hi, ich bin ein eingebildetes Arschloch, aber alle nennen mich Schulschönling‹, entspricht eher meinem ersten Eindruck von ihm.
Seine ganze Ausstrahlung lässt keinen Zweifel daran, dass er wahnsinnig überzeugt von sich ist. Die Arme hat er vor dem Körper verschränkt und das Kinn ein Stück angehoben, obwohl er zu mir herabsehen muss, da er einen Kopf größer ist als ich. Außerdem sieht er schlank und irgendwie fit aus. Ich wette, er macht Sport – Fußball oder so … Ein laszives Lächeln umspielt seine Lippen und in seinen blauen Augen funkelt etwas, das ich nicht deuten kann.
Gut, Letzteres bilde ich mir vermutlich nur ein. Aber attraktiv ist er wirklich, sogar sehr.
Allein die Tatsache, dass er das ganz offensichtlich weiß und sein Ego dadurch die Größe des Eiffelturms hat, macht ihn unsympathisch. Er gehört definitiv zu der Art Schüler, in dessen Kreise ich nicht unbedingt aufgenommen werden möchte.
»Und du heißt?«, fragt er und zieht eine Augenbraue nach oben, als ich nichts erwidere.
»Das ist Becca«, kommt mir Anne zur Hilfe, die plötzlich hinter mir steht. »Heute ist ihr erster Tag. Sie ist gerade erst hergezogen. Wir haben Deutsch zusammen und … «
»Hi, Anne«, unterbricht Jay ihren Redeschwall zum Glück, noch bevor sie ihm meine ganze Lebensgeschichte erzählt hat.
»Hi«, antwortet sie gedehnt, fast schon seufzend.
Okayyy, Anne ist verknallt in Jay. Wie wahrscheinlich jedes zweite Mädchen der zehnten bis zwölften Klasse.
»Und was habe ich mit Becca für Kurse?«, fragt er und sieht mich dabei an, als würde er tatsächlich eine Antwort erwarten.
Was denkt der sich eigentlich? Dass ich ihn bereits gestalkt habe und seinen Stundenplan auswendig kenne?
Das hat Anne anscheinend erledigt. »Geschichte, Englisch und Physik, glaube ich«, kommt es von ihr wie aus der Pistole geschossen.
Er schenkt ihr einen kurzen, zufriedenen Blick und ich sehe im Augenwinkel, wie sie rot wird.
Herrje, habe ich es tatsächlich geschafft, mich schon am ersten Tag mitten in die Daily Soap des Rathenburg-Gymnasiums hineinziehen zu lassen? Herzlichen Glückwunsch, Becca!